Verschlussvarianten für Weinflaschen: Von Korken bis Glas - WineAmigos

Verschlussvarianten für Weinflaschen: Von Korken bis Glas

June 27, 2023Simon Linke

Weinflaschen werden mit vielen verschiedenen Verschlussvarianten von den Herstellern verschlossen. Der Spitzenreiter mit etwa 80 Prozent aller Verschlüsse auf Weinflaschen ist der Verschluss aus Kork.

Doch selbst Varianten von Verschlüssen gibt es zahlreiche Unterschiede. So können diese Korken aus einem ganzen Stück gewonnen werden oder (aus Resten) gepresst sein.

Verschlussvarianten für Weinflaschen

Hinzu kommen weitere Verschlussvarianten für Weinflaschen aus Glas oder in Form eines Schraubverschlusses.

Muss es also immer Kork sein? Oder können gar qualitativ hochwertige Weine einen Schraubverschluss besitzen? Wir stellen euch im Folgenden die einzelnen Verschlussvarianten für Weinflaschen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen vor…

Naturkorken – aus der Rinde der Korkeiche

Weltweit wird von den meisten Weinherstellern auf den Naturkorken als Verschluss gesetzt. Der wird ganz natürlich aus der Rinde der Korkeiche gewonnen und weist beste Voraussetzungen als Verschluss auf.

Natürlicher Kork besitzt Einschüsse, die mit Luft gefüllt sind. So lässt er sich einfach komprimieren und in die Flasche eindrücken, verschließt diese danach aber sofort wieder – wasserdicht, aber nicht luftdicht.

Etwas Sauerstoff gelangt durch den Korkverschluss weiterhin in die Flasche. Und das ist auch gut so: Hierdurch reift der Wein weiter, wird schmackhafter und gehaltvoller.

Der Vorteil der Verschlussvariante Naturkork ist aber zugleich auch sein Nachteil. Da es sich hierbei letztlich um die Rinde der Korkeiche handelt, kann diese auch Pilzsporen enthalten, die im Laufe der Zeit mit der Feuchtigkeit reagieren. Die Folge: Schimmelbildung – ein typischer Korkfehler. Der Wein wird dadurch ungenießbar.

Auch Chlor, das den Kork vor seiner Verwendung reinigen soll, kann dazu beitragen, dass der Kork "korkig" wird und geschmacklich auf den Wein abfärbt.

Natürlich sind diese Fehler bei den Weinherstellern heute bekannt und werden weitestgehend vermieden. Ganz ausgeschlossen sind sie aber nie.

  • Vorteil

    Der Naturkorken ist der ideale Verschluss für Weine, die lange lagern sollen. Seine poröse Struktur lässt einen geringen Anteil an frischem Sauerstoff in die Flasche. So ermöglicht er dem Wein, in der Flasche weiter zu reifen.

  • Nachteil

    Naturkorken ist ein natürliches Produkt. Daher können sich darin auch Pilzsporen oder "Mufftöne" entwickeln oder aber der Kork mit dem Wein reagieren. Die Folge: Der Wein "korkelt" und wird ungenießbar.

Presskorken – aus Korkgranulat

Günstiger als Naturkorken sind sogenannte Presskorken. Sie werden ebenfalls aus natürlichem Kork-Material hergestellt, jedoch nicht aus einem ganzen Stück der Rinde gewonnen.

Presskorken werden aus Korkgranulat (also Resten) gepresst. Um die einzelnen Stücke zu verkleben, wurde vor einiger Zeit vor allem natürlicher Harz verwendet.

Gerade dieser Klebstoff steht allerdings in Verdacht, den Geschmack des Weines zu verfälschen. Daher wurde der Presskorken inzwischen verändert und es entstand eine neue Verschlussvariante – der sogenannte Verbundkorken.

Hierbei werden die gepressten Teile des Korkens an beiden Abschlussseiten mit einer Scheibe aus Naturkork verschlossen. So soll verhindert werden, dass Harz in den Wein gelangt und diesen geschmacklich beeinträchtigt.

Korkig werden, kann der Wein aber trotzdem noch, da es sich bei Presskork-Verschlüssen auch weiterhin um ein reines Naturprodukt handelt.

  • Vorteil

    Der Vorteil der Presskorken liegt eindeutig im Preis – viel günstiger als Naturkorken. Zudem erlaubt auch diese Verschlussvariante eine längere Lagerung der Weinflaschen. Das konnten entsprechende Studien belegen.

  • Nachteil

    Auch beim Presskorken bleibt die Gefahr, dass der Wein durch Korkfehler ungenießbar wird. Durch die kleinen Korkstücke ist die Angriffsfläche für Schimmelbildung sogar größer. Obendrein kann das eingesetzte Bindemittel die sensorische Wahrnehmung des Weines trüben.

Kunstkorken – aus Zuckerrohr oder Kunststoff

Kunstkorken sind den Naturkorken im Aussehen und in der Wirkung nachempfunden. Sie werden jedoch aus Kunststoff oder dem Biomaterial Zuckerrohr hergestellt.

Beide Herstellungsmaterialien haben den Vorteil, dass der Wein nicht unter den spezifischen Nebenwirkungen leidet, die beim Naturkorken auftreten können. Ein "Korkgeschmack" ist bei dieser Verschlussvariante ausgeschlossen.

Dennoch kann die Qualität des Weins leiden: Kunstkorken bauen das im Wein enthaltene Schwefeldioxid, das ihn lange haltbar machen soll, schneller ab. Kunstkork-Verschlüsse reduzieren damit die Lagerfähigkeit des Weins.

Dafür werden sie heute gerne bei neuen, innovativen Weinen eingesetzt. Denn die Kunstkorken lassen sich in vielen verschiedenen Farben herstellen und sich so der jeweiligen Weinflasche und deren Aussehen anpassen.

  • Vorteil

    Kunstkorken kommen den Naturkorken recht nahe, vor allem im Aussehen. Auch hierbei kann ein geringer Anteil Sauerstoff in die geschlossene Weinflasche gelangen. Dafür kann der Wein später unmöglich korkig schmecken.

  • Nachteil

    Wird eine Weinflasche mit Kunstkorken länger gelagert, können Fremdaromen an den Wein abgeben werden. Längere Lagerzeiten von mehr als fünf Jahren sind damit nicht empfehlenswert.

Schraubverschluss – aus Aluminium

Wie der Name sagt, wird diese Verschlussvariante auf den Flaschenhals der Weinflasche geschraubt. Den klassischen Schraubverschluss aus Aluminium kennen Sie vor allem von Wasserflaschen aus Glas.

Entsprechend haftet dem Schraubverschluss der Makel an, ein Signet für "Billigwein" zu sein – schließlich haben auch viele Supermarktweine und Weine in den Regalen der Discounter diesen Verschluss.

Der Eindruck ist aber falsch. Gerade für Alltagsweine, die nicht lange lagern sollen, sondern direkt nach dem Kauf verzehrt werden, ist der Schraubverschluss eine gute Alternative. Das Risiko, dass der Wein womöglich nach Kork schmeckt, ist hierbei natürlich gänzlich ausgeschlossen.

Weinliebhaber, die das Weintrinken und Öffnen der Flasche insgesamt zelebrieren, machen um den Schraubverschluss aber auch weiterhin einen Bogen. Zu profan. Außerdem kommt dabei der womöglich sündhaft teure Korkenzieher gar nicht mehr zur Geltung…

  • Vorteil

    Eine Weinflasche mit Schraubverschluss kann immer wieder verschlossen werden, der offene Wein bleibt so etwas länger haltbar. Auch kann der Verschluss aus Aluminium ohne Hilfsmittel geöffnet werden. Die Gefahr des Korkelns entfällt gänzlich.

  • Nachteil

    Eine Weinflasche mit Schraubverschluss ist für die längere Lagerung ungeeignet. Schraubverschlüsse sind daher unter allen Verschlussvarianten nie bei lagerfähigen Weinen zu finden.

Glasstopfen – aus mit Kunststoff verbundenem Glas

Diese Verschlussvariante ist noch relativ neu. Daher sind über Glasstopfen noch nicht so viele Vor- und Nachteile bekannt. Aufgrund ihrer ansprechenden Optik werden sie aber gerne für hochwertige Weine gewählt.

Glasstopfen bestehen aus mit Kunststoff verbundenem Glas. Das macht das Glas bruch- und splittersicher. Zudem kann eine Weinflasche mit diesem Verschluss jederzeit wieder geschlossen und sogar im Kühlschrank liegend gelagert werden.

Dafür eignet sich der Glasstopfen nicht so gut für die längere Lagerung im Keller. Weine mit diesem Verschluss sollten daher möglichst bald nach dem Kauf verzehrt werden.

Negative Auswirkungen auf die Reife oder den Geschmack sind bislang nicht bekannt. Allerdings ist dieser Weinverschluss auch noch nicht lange genug erprobt, um hier ein endgültiges Fazit ziehen zu können.

  • Vorteil

    Glasstopfen sind aufgrund des Materials geschmacks- und geruchsneutral. Sie verschließen die Weinflasche ohne Luft einzulassen, so wird eine Oxidation des Weines vermieden. Eine der hochwertigsten Verschlussvarianten.

  • Nachteil

    Aufgrund des fehlenden Kontakts zu Sauerstoff können reduktive Töne im Geschmack entstehen. Bei Glaskorken handelt es ich zudem um eine teure Variante, eine Weinflasche zu verschließen. Weinflaschen damit lassen sich nicht so lange lagern.

Wirkt der Weinverschluss auf die Weinqualität?

Sind die jeweiligen Verschlussvarianten ein Indiz für die Weinqualität? Die Frage stellen sich viele. Die einfache Antwort ist aber: Nein. Der Verschluss einer Weinflasche sagt nichts über die Qualität des Weines darin aus.

Auch ein hochwertiger Wein in einer Weinflasche mit einem Verschluss aus Naturkorken kann ungenießbar sein – etwa aufgrund von klassischen Weinfehlern.

Jeder Weintrinker und Weinfan sollte in erster Linie entscheiden, welchen Wein er trinken möchte und was ihm oder ihr am besten schmeckt. Erst wenn der Wein länger gelagert werden soll, wird die Frage des passenden Weinverschlusses relevant.

In dem Fall greifen Sie am besten auf Weinflaschen mit einem Verschluss aus Naturkork, Presskork zurück. Entscheidend ist aber auch hierbei immer noch der Inhalt der Weinflasche – und ob sich der Wein überhaupt zum Lagern eignet.

Weinkapsel: Wie Sie die Verschlusskappe richtig öffnen

Die meisten verkorkten Weine haben heute eine sogenannte Verschlusskappe oder "Kapsel" (Bei den Verschlussvarianten Glas und Schraubverschluss natürlich nicht). Oft ist diese aus Kunststoff (weil billiger), zum Teil aber auch aus dünnem Metall.

Und genau darin liegt das Problem: Viele öffnen diese Verschlusskappe falsch, indem Sie mit dem typischen Kellnermesser zu weit oben an der Weinflasche ansetzen. Das ist zwar bequemer, kann aber dazu führen, dass der Wein beim Ausgießen später über die Verschlusskappenreste rinnt und dabei einen metallischen Geschmack bekommt. Schade – und unnötig dazu.

Falsch: Die Weinflasche zu weit oben öffnen

 

Richtig: Die Weinflasche mit dem Kellnermesser etwas tiefer öffnen

Profis setzen mit dem Kellnermesser eine Etage tiefer an, unterhalb des Flaschenkopfes. Zunächst ritzen Sie einmal um die Verschlusskappe herum, dann ziehen Sie das Messer an einer Stelle senkrecht hoch. Danach einfach mit dem Messer unter den Spalt stechen und die Kappe bequem abziehen.

 

Weinflasche richtig öffnen

 

So geöffnet läuft garantiert kein Wein mehr über irgendwelche Blechfetzen. Und davon abgesehen sieht das Ergebnis auch einfach sauberer und appetitlicher aus.

Alternative zwei: Sie verwenden anschließend noch einen sogenannten Ausgießer.

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