Bei Pinot Noir handelt es sich um einen der ältesten und gleichzeitig bekanntesten Rotweine der Welt. Gleichzeitig gibt es keine andere Rebsorte, deren Wurzeln so rätselhaft sind.
Bis heute ist nicht vollständig erwiesen, wo genau die Wurzeln des Rotwein-Königs liegen. Fest steht allerdings, dass es sich bei dem vielfältigen Roten um eine der ältesten Rebsorten handelt, die wir heute noch in ihrer Ursprungsform kennen.
Wie der Pinot Noir deutsch wurde:
Seinen Namen verdankt die Traube dem französischen Wort "Pin", was auf Deutsch so viel wie "Fichtenzapfen" bedeutet.
Der Grund dafür ist die längliche, zapfenartige Form der Trauben. In Deutschland kennt man ihn überwiegend unter dem Namen "Spätburgunder". Diese irritierende Bezeichnung entstammt einer Abgrenzung der eigentlich frühreifenden Traubensorte von dem noch zwei Wochen früher reifenden Frühburgunder.
Eine der ersten dokumentierten und mit dem Spätburgunder assoziierten Erscheinungen der über 2000 Jahre alten Rebsorte führt zurück auf das Werk "De re rustica" des altrömischen Schriftstellers Columella.
In der französischen Burgund kannte man ihn angeblich schon im 4. Jahrhundert. Eine seiner ersten urkundlichen Erwähnungen in Deutschland führt zurück bis in das Jahr 884, wo er mit Karl dem Großen in Verbindung gebracht wird. Den Spätburgunder wie wir ihn heute kennen brachten allerdings erst Mönche des Zisterzienser-Ordens im 14. Jahrhundert nach Deutschland.
Genetische Analysen in den Neunzigerjahren weisen auf seine Abstammung von einer fränkischen Wildrebe hin. Als einer der bislang zuverlässigsten Nachweise erklären sie seine Bezeichnung als Burgunder (weitere Informationen dazu finden Sie hier).
Bekannte Synonyme für den Spätburgunder
Weil der Pinot Noir so alt ist, hat er auch viele Namen. Zu den Synonymen gehören etwa: Blauburgunder, Blauer Augustiner, Blauer Burgunder, Blauer Claevner, Blauer Clevner, Blauer Klaevner, Blauer Klevner, Blauer Nürnberger, Blauer Rischling, Blauer Spätburgunder, Blauer Sylvaner, Clävner, Clävner blau, Petit noir, Pinot franc noir, Schwarzer Riesling
Die Pinot Noir Traube
Typisch für die Rebsorte: Die Triebe des Spätburgunders sind offen, hell und weisen einen mittelstarken Wuchs und eine starke Behaarung auf. Die mittelgroßen Blätter haben eine hellgrüne bis mittelgrüne Farbe, eine rundliche Form und eine blasig-derbe Oberfläche.
Ihre drei bis fünf Lappen sind schwach gebuchtet und gezähnt. Junge Blätter tragen eine feine Behaarung. (Schlüsseldaten zur Beerensorte finden Sie unter anderem hier.)
Die zapfenförmigen Trauben mittlerer Größe wachsen sehr dicht und reifen mittelspät. Ihre dunkelblaue bis violette Schale weist einen hohen Anteil an Farbpigmenten auf, was die intensive Farbe des Spätburgunders erklärt.
Bis zur tatsächlichen Verfärbung der Schale im August ist er allerdings kaum von Pinot Gris und Pinot Blanc zu unterscheiden.
Das Beerenfleisch ist reich an Saft. Der Ertrag der Rotweinrebe ist mittel bis hoch. Ihre dünne und feine Schale macht die Traube empfindlich gegenüber zu hohen und zu niedrigen Temperaturen. Noch schwieriger wird ihr Anbau dank ihrer starken Anfälligkeit gegenüber diversen Krankheiten – darunter auch Botrytis, Chlorose, Mehltau und Viruskrankheiten.
Pinot Noir Anbaugebiete: Hier wächst der Spätburgunder
Der empfindliche Spätburgunder bevorzugt gemäßigtes bis kühles Klima. Besonders willkommen sind ihm grüne Hochlagen mit kalkhaltigem, fruchtbarem Boden. Hier findet er sowohl einen guten Wärmespeicher, als auch eine ausreichende Wasserversorgung.
Nicht für den Anbau des Spätburgunders geeignet sind schwere Böden und schwankendes Klima. Bei Wärme bedürfen die Trauben einer zu frühen Auslese, um einen Verlust ihres einzigartigen Aromas zu verhindern. Bei Kälte reifen sie gar nicht erst aus.
Das Bouquet des Spätburgunders reicht von leichten fruchtigen Noten bis hin zu eleganten und majestätischen exquisiten Tropfen.
Berühmt sind die großen burgundischen Rotweine. Zu ihrer Herstellung wird den Beeren ein Maximum an Farb- und Gerbstoffen entnommen.
Seine Empfindlichkeit macht den Spätburgunder allerdings zu einer kapriziösen Diva, die Winzer nur zu gern herausfordert. Wer sein Handwerk aber beherrscht, der kann der Traube facettenreiche Aromen und Weine abringen.
Bemerkenswert ist, dass der Spätburgunder als einer von wenigen Rebsorten noch heute hauptsächlich sortenrein angebaut wird. Nach seiner französischen Heimat und den USA liegen die Weinbaugebiete in Deutschland im Bezug auf ihren Pinot Noir Anbau weltweit an dritter Stelle.
Anbau heute: Die weltweite Verbreitung des Spätburgunders
- Frankreich (rund 30.000 ha Rebfläche. Burgund, Champagne, Elsass)
- USA (rund 16.500 ha Kalifornien. Oregon)
- Deutschland (rund 12.000 ha Rebfläche. Ahr, Baden, Pfalz, Rheinhessen, Württemberg)
- Moldawien (rund 6.500 ha)
- Italien (rund 5.000 ha Rebfläche. Aostatal, Piemont, Südtirol)
- Neuseeland (rund 4.700 ha Rebfläche. Martinsborough, Marlborough)
- Australien (rund 4.600 ha Rebfläche. South Australia, Tasmanien, Victoria)
- Schweiz (rund 4.500 ha Rebfläche. Ostschweiz, Wallis)
- Argentinien (rund 1.800 ha Rebfläche.)
- Algerien (rund 1.500 ha Rebfläche.)
- Chile (rund 1.300 ha Rebfläche.)
- Rumänien (rund 1.000 ha Rebfläche.)
- Ungarn (rund 1.000 ha Rebfläche.)
- Südafrika (rund 950 ha Rebfläche.)
- Ukraine (rund 700 ha Rebfläche.)
- Kanada (rund 600 ha Rebfläche.)
- Österreich (rund 600 ha Rebfläche. Burgenland, Niederösterreich)
- Tschechien (rund 600 ha Rebfläche.)
- Russland (rund 500 ha Rebfläche.)
- England (rund 200 ha Rebfläche.)
- Spanien (rund 100 ha Rebfläche.)
Die Spätburgunder-Rebe: Ein vielseitiges Früchtchen
Die Vielfalt seines zarten Duftes erklärt, weshalb Pinot Noir trotz seines anspruchsvollen Anbaus den zehnten Rang des weltweiten Rebsorten-Rankings belegt. Neben seinem Ausbau tendiert der Spätburgunder stark zur Bildung von Klonen und Mutationen.
Alleine in Frankreich existieren heute 46 registrierte Klone, die sich hauptsächlich in Ertragreichtum, geschmacklicher und farblicher Intensität und Traubengröße unterscheiden. Zu seinen bekanntesten Mutationen gehören Samtrot, Frühburgunder, Weißburgunder, Grauburgunder und Schwarzriesling.
Durch seine gemeinsame Kultivierung mit dem als minderwertige Rebe geltenden Heunisch entstanden zudem berühmte Sorten wie der Chardonnay.
Aufgrund seines Facettenreichtums ist der Spätburgunder ein beliebter Partner für Kreuzungen.
Wer glaubt, dass aus Spätburgunder-Trauben ausschließlich Rotwein entsteht, irrt: Unter anderem in der Heimat des Champagners gehört Pinot Noir neben Chardonnay und Pinot Meunier zu den drei wichtigsten Verschnittpartnern zur Herstellung von Schaumwein.
Eine der exquisitesten bekannten Schaumwein-Arten, bei deren Herstellung die Spätburgunder-Traube mitwirkt, ist der luxuriöse Champagner Dom Perignon.
Zudem verdanken dem Pinot Noir auch Rosé-Liebhaber einige ihrer Favoriten. Beliebt ist auch sein Abkömmling "Blanc de Noirs" – also ein Weißwein aus roten Trauben. Seine Klassifizierung als Rotwein oder Weißwein ist allerdings umstritten: Der "Weiße aus Schwarzen" entsteht dank der Pressung der saftreichen Trauben vor ihrer Vergärung. Mit den Schalen verlieren die roten Trauben ihre Farbpigmente. Das Ergebnis: weißer Wein aus roten Trauben.
Kontrastreicher Pinot Noir Geschmack
Je nach Anbau, Klima und Verarbeitung unterscheiden sich Farbe und Aroma der Spätburgunder-Variationen. Meist handelt es sich dabei um kräftige und vollmundige, oder um fruchtige und leichte Weine. Gemeinsam haben sie den lang andauernden Abgang, die intensive Farbe und eine schöne Kirsch-Note.
Diese Vielseitigkeit hat einen positiven Nebeneffekt: Der Pinot Noir Preis muss nicht hoch sein, um ein hochwertiges geschmackliches Erlebnis zu bieten.
Traditioneller trockener Pinot Noir Rotwein wird aus reifen Beeren gewonnen und verfügt über eine rost- bis mittelrote Farbe. Sein Geschmack ist meist fruchtig, tanninarm und manchmal leicht nussig. Die Lagerung in einem Barrique – einem 225L-großen Eichenfass – verleiht ihm außerdem eine Vanille-Nuance.
Junger Spätburgunder hingegen ist meist säurearm, etwas reicher an Gerbstoffen und hat eine leuchtende rubinrote Farbe. Sein Geschmack ist relativ stark, leicht sauer und weist häufig Noten von Kirsche, Erdbeere, Brombeere und einen Hauch von Mandel auf. Roséwein aus Pinot Noir Beeren hat einen weichen, blumigen und fruchtigen Geschmack und eine zarte hellrote Farbe.
Spätburgunder Aromen: von fruchtig bis würzig
- Bittermandel
- Brombeere
- Erdbeere
- Himbeere
- Kirschen
- Pflaumen
- Schwarze Johannisbeeren (Cassis)
- Tabak
- Vanille
- Veilchen
- Zimt
Wussten Sie schon?
Einen besonders exquisiten Geschmack erreicht der Pinot Noir, wenn er etwa 30 bis 45 Minuten vor dem Genuss dekantiert und mit einer Trinktemperatur zwischen 16 und 18 Grad serviert wird.
Passende Speisen zum Spätburgunder
Das breite geschmackliche Spektrum des Pinot Noir erlaubt ihm eine Vielzahl unterschiedlicher Foodpairing Kombinationen.
Ausgezeichnet ergänzt der Spätburgunder deftige und festliche Fleischgerichte. Auch im Alltag ist er eine vortreffliche Wahl, wenn man herzhaftes Wild, Wildgeflügel oder Vorspeisen servieren will.
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Speisen für Spätburgunder:
Afrikanische und orientalische Gerichte, Braten (Lamm, Rind), Grillfleisch, Käse (milder oder Hartkäse), rote Früchte, Schokolade (weiß oder Vollmilch), weißes Fleisch, Wild (Hirsch, Reh, Wildschwein), Wildgeflügel (Ente, Fasan, Gans, Pute, Rebhuhn, Wachtel)
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Speisen für Blanc de Noirs:
leichte Vorspeisen, Salat, helles Fleisch, Aperitif
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Speisen für Roséwein (aus Pinot Noir):
Salat, Wurst und leichtes Grillfleisch
Auch leichte Vorspeisen, wie Salate und helles Fleisch lassen sich gut mit dem Spätburgunder oder seinen Abkömmlingen Blanc de Noirs und Roséwein kombinieren. Schmackhaft zum intensiven Jungwein sind Braten, Grillfleisch und Hartkäse, sowie leicht säurehaltige rote Früchte zum Dessert.
Die milden "Großen" hingegen bevorzugen weichen Geschmack, wie beispielsweise helles Fleisch, milde Käsesorten wie Brie und Camembert, Wild und ausgewählte Wurstsorten. Der samtige Geschmack ergänzt hervorragend süße Nachspeisen. Unverändert bleibt die Tatsache, dass ein edler Tropfen wie der Pinot Noir jedes Mahl zu einem Hochgenuss macht.