Gewürztraminer: Der süße Weiße mit dem Rosenduft - WineAmigos

Gewürztraminer: Der süße Weiße mit dem Rosenduft

February 01, 2019Simon Linke

Seinen Namen verdankt der Gewürztraminer der Ortschaft Tramin – dem ehemaligen Termeno – im Südtirol. Dort kennt man den edlen Weißwein bereits seit dem zehnten Jahrhundert nach Christus.

Seine eigentlich Herkunft reicht aber wesentlich weiter in der Geschichte zurück: Manche vermuten seine Wurzeln in Griechenland. Andere wiederum glauben, sein Ursprung liege in Rom. Wieder andere meinen, ihn bis in das alte Ägypten zurückführen zu können. Und eine besonders große Gruppe mutmaßt, er stamme aus Südosteuropa. So oder so: Die Rebsorte ist alt, sehr alt.

Der Gewürztraminer in Deutschland

Fest steht zumindest, dass der Gewürztraminer einst aus Wildreben selektiert wurde und eng mit dem weißen Traminer Savagnin Blanc und dem roten Traminer Savagnin Roseverwandt ist.

Unter der VIVC-Nr. 12609 im Internationalen Weinkatalog ist er als Mutation des weißen Traminers gelistet.

Die erste Dokumentation von Gewürztraminer in Deutschland stammt aus dem 15. Jahrhundert. Damals wurde er bevorzugt zu Messen an Klöster geliefert. Seither hat sich sein Anbau in Deutschland stabil gehalten – auch wenn in recht überschaubaren Mengen. Heute gilt er als eine der hochwertigsten deutschen Rebsorten.

In den meisten Fällen ist seine korrekte Bezeichnung "Gewürztraminer". Doch gibt es auch andere:

  • In Baden zum Beispiel kennt man ihn unter dem Namen "Klevner".
  • Im Elsass ist er als "Gewurtz" oder "Gewurz" bekannt.

Die Traminer-Rebe:

Die Bezeichnung "Gewürztraminer" wird häufig als genereller Überbegriff für mehrere verschiedene Spielarten verwendet:

  • Roter Traminer: Etwas würzigere, rote Traminer-Beeren mit hellem Beerenfleisch
  • Gewürztraminer: Süße, gelb-rosa oder hellrote Beeren mit weißem Beerenfleisch
  • Gelber Traminer: Geschmacklich weichere, gelbliche bis goldgelbe Beeren

Die Weinrebe unterscheidet sich durch kleine, runde, kaum gebuchtete, fünflappige Blätter und wenig behaarte Triebspitzen. Die Traminer Trauben sind klein, oval und werden häufig von einer winzigen Beitraube begleitet.

Die Traubenschale ist dick, fruchtig-süß und je nach Traubenart eher gelb, rosa oder rot. Unabhängig von der Schalenfarbe ist und bleibt der Gewürztraminer eine Weißweinsorte.

Das Beerenfleisch ist fest, süß, säurearm und schmeckt je nach Mutation mehr oder weniger würzig und herb.

Leider haben all diese Variationen des Gewürztraminers auch ein paar Schwächen gemeinsam:

  • Zum einen sind sie alle stark anfällig für etliche Rebkrankheiten, Infektionen und Schädlinge.
  • Zum anderen haben alle einen verhältnismäßig hohen Anspruch an Boden und Lage: Die mittelspät reifenden Beeren brauchen warmen oder zumindest leicht erwärmbaren, tiefen, kalkreichen, lehmigen und nicht zu trockenen Grund.

 

Gewürztraminer Anbau:

Anspruchsvoll ist auch seine Ernte: Der Gewürztraminer hat verhältnismäßig hohe Mengen an Geiztriebenw, die überhaupt keine Trauben tragen. Seine Anfälligkeit für Parasiten, Infektionen und Witterung verringert deutlich die verbleibenden Erträge.

All das dezimiert seine Erträge um ein Vielfaches. Letztendlich kann jährlich nur mühsam auch nur die Hälfte der offiziell zugelassenen Ertragshöhe erreicht werden.

Inzwischen wird Gewürztraminer weltweit angebaut. Beliebt ist seine Bepflanzung in einem sogenannten Mischsatz mit Riesling angebaut. Heute sind besonders bekannte Anbauregionen für Gewürztraminer Südtirol und Elsass.

Gewürztraminer Anbauregionen weltweit:

  • Australien: rund 840 Hektar
  • Deutschland: rund 940 Hektar
  • Frankreich: rund 3.040 Hektar
  • Italien: rund 500 Hektar
  • Israel: rund 10 Hektar
  • Kanada: rund 10 Hektar
  • Kroatien: rund 200 Hektar
  • Luxemburg: rund 20 Hektar
  • Neuseeland: rund 320 Hektar
  • Österreich: rund 700 Hektar
  • Schweiz: rund 50 Hektar
  • Südafrika: rund 300 Hektar
  • Ungarn: rund 770 Hektar
  • USA: rund 1340 Hektar

Der Name Gewürztraminer hat zahlreiche Synonyme. Das liegt unter anderem an seiner Anfälligkeit für Mutationen. Zu den bekanntesten gehören unter anderem Clevner, Edeltraube, Fermentin Rouge, Mennas, Savagnin und Tramin.

 

Gewürztraminer Geschmack:

Je nach Boden und Ertrag kann der Gewürztraminer sanft und delikat oder körperreich und schwer schmecken. Je nach Reifegrad bei Ernte und Lagerungsart gewinnt er zudem einen beachtlichen Alkoholgehalt.

Auch für die geschmacklichen Nuancen ist die rechtzeitige Ernte ausschlaggebend. Denn sein typisches, süßes Bouquet braucht eine exakte Reifedauer: genug, um sich zu entfalten, aber nicht zuviel, um den Geschmack nicht gänzlich zu verlieren. Zu früh geerntete Beeren haben keine Möglichkeit, das typische Traminer-Aroma nach Rosenblättern und Lychee vollständig zu entwickeln. Mittelspät geerntete Beeren verfügen über einen ziemlich hohen Alkoholgehalt. Spät geerntete Beeren schmecken wiederum matt und fad.

Ist er erst geerntet und ausgebaut, eignet sich Gewürztraminer allerdings hervorragend zur langjährigen Lagerung. Vor allem gilt das für edelsüße Auslesen, die anschließend als Dessertwein serviert werden.

Der Traminer ist äußerst aromatisch. Dafür aber sehr säurearm. Je nach Traubenfarbe variiert die Herbe und Würze seines harmonischen Fruchtgeschmackes. Der Duft des stroh- bis goldgelben Weines erinnert an Rosenblätter. Außerdem lassen sich je nach Ausbau noch sämtliche weitere Aromen erspüren.

Typische Gewürztraminer Aromen:

Akazienblüte, Bitterorange, Dörrobst, Honig, Kumquat, Litschi, Maracuja, Marzipan, Nelke, Quittengelee, Rose, Rosinen, Veilchen, Walderdbeere, Zitrus

Diese Speisen passen zum Gewürztraminer:

Die herb-fruchtige Süße des Gewürztraminers ziert ihn gleichzeitig als Aperitif und Dessertwein. Hervorragend verträgt er sich sogar mit würzigen und kräftigen Speisen. Umso beliebter macht ihn das bei Liebhabern der gewürzreichen asiatischen oder orientalischen Küche.

Auch Fleisch und Fisch darf sich mit dem Traminer durchaus einen recht dominanten Geschmack erlauben. Wer Fisch mag kommt bei Fischvorspeisen, Schalen- und Krustentieren und Meeresfrüchten auf seine Kosten.

Exquisit schmecken zum Traminer auch Gänseleber, Wildpasteten, Geflügel, Schnecken und sogar deftige Ragouts.

Auf der Suche nach Foodpairing-Tipps erhält eine freudige Nachricht auch, wer aromareichen Munsterkäse und Blauschimmelkäse mag: Die Würze des Traminers ergänzt den intensiven Geschmack zu einem ganz neuen, umwerfenden Geschmackserlebnis.

Besonders gereifter, süßer Gewürztraminer oder seine edelsüße Spätlese eignen sich außerdem perfekt als Begleiter zum Dessert. Das gilt vor allem für Süßspeisen wie Marzipan, Panna Cotta, Crême Brûlée und Schokolade.

Sowohl Leckermäuler mit einem Faible für Süßes, als auch Gourmands mit einer deutlichen geschmacklichen Vorliebe für Würziges und Deftiges werden mit dem Gewürztraminer mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen.

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