Ist das jetzt ein Original oder eine Fälschung? Die Frage hat mich lange beschäftigt. Denn – das muss man vorweg schicken – für ein Original Laguiole Sommelier Kellnermesser* kann man locker 150 bis 250 Euro auf den Tisch blättern. Grund: Der Ort Laguiole liegt im Südwesten Frankreichs im Aveyron, und dort gibt es eine lange Tradition von Messerschmieden auf die die Einwohner – zu Recht – stolz sind. Typisch für diese Messer ist das eingefügte Hirtenkreuz und die geschmiedete Biene (auch Fliege genannt), die allerdings nur die teuersten Sommeliermesser zieren. Der Begriff "Korkenzieher" wird diesen Designerstücken daher auch irgendwie nicht gerecht.
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Laguiole Kellnermesser:
Obwohl das Werkzeug genau genommen nichts anderes macht als Flaschen öffnen – und eben Korken ziehen. Trotzdem schafft es der Hersteller Laguiole auf seiner Website eine ziemlich blumige Geschichte herzuleiten: vom biblischen Mundschenk des Pharaos, über die Vorkoster des Königs bis hin zu den heutigen Sommeliers. Immerhin: "Das Amt des Mundschenks gehörte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zu den vier Erzämtern, und war mit der weltlichen Kurfürstenwürde verbunden. Der König von Böhmen war beispielsweise der Erzmundschenk des römisch-deutschen Kaisers", heißt es dort. Naja, wer theoretisch Kaisern den Wein reichen kann, der sollte natürlich beim Werkzeug nicht knausern. Oder so.
Wissenswertes über Korkenzieher und Kellnermesser
- Wendel wird die Schraube mit Spitze genannt, die sich in den Korken bohrt.
- Seele wird indes der Hohlraum innerhalb der Wendel genannt. Nur weil die Wendel eine Seele hat, lässt sich damit der Korken ziehen, ohne dass dieser zerbröselt.
- Der Hebel am vorderen Ende des Kellnermessers ist aber der eigentlich Clou. Dank des Deutschen Carl F.A. Weinke, der sich diese Erfindung 1883 patentieren ließ, wird der Korken genau genommen nicht gezogen, sondern herausgehebelt.
- Später kam dann noch ein kleines Messer hinzu, um die Flaschenkapsel zuvor abzutrennen. Übrigens: So geht das richtig.
- Weil sich die Kombination aus Messer, Hebel und Wendel in der Gastronomie durchsetzte heißt das Werkzeug heute auch allgemein Kellnermesser oder Sommeliermesser.
Andererseits: 150 Euro für einen – seien wir ehrlich – Korkenzieher sind schon eine stolze Summe. So etwas kauft man in der Regel nicht selbst, das lässt man sich besser schenken.
Oder aber man stöbert ein bissen im Internet und findet zum Beispiel bei Amazon ein "Laguiole Kellnermesser mit Olivenholzgriff". Wow! 20 Euro statt 150 Euro – das ist ja mal ein Schnäppchen!, wird da mancher denken.
Wohlgemerkt: Das Wort "Original" fehlt hier nicht ganz zufällig.
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Laguiole Kellnermesser: Schnäppchen oder Fake?
Auch hier gibt es eine fünffach gewendelte Spindel und eine ergonomisch geschwungene Griffform sowie zwei Vollmetallkronen aus Edelstahl, die das Kellnermesser mit seinen 186 Gramm sehr gut in der Hand liegen lassen und die Optik edel machen. Die robuste Verarbeitung und der Griff aus Olivenholz tun sein Übriges dazu. Und die fein gezahnte Klinge macht das Entfernen selbst widersprenstiger Weinmanschetten zum Kinderspiel. Also alles in allem ein feines Werkzeug.
Die Lieferung erfolgt zudem in einem Geschenkkästchen aus schwarzem Karton mit silbernem Schriftzug "Sommelier Laguiole". Und dann steht da auf dem Hebel auch noch eingraviert "Laguiole". Man könnte also glatt meinen, es handelt sich dabei tatsächlich um ein Kellnermesser aus einer der französischen Edelschmieden. Handelt es sich aber nicht. Ich tippe eher auf eine Schmiede in Fernost. Verkauft werden darf es unter dem Namen Laguiole offenbar nur, weil dies eben der Name einer Ortschaft ist – nicht der der Marke selbst. Die Marke sind die Namen der Handvoll Schmieden, die die Originale herstellen und ihre Namen auf ihre Sommerliermesser gravieren – zusammen mit der "Biene".
So gesehen bekommt man bei Amazon zwar ein durchaus schickes und robustes Werkzeug zum Öffnen von Weinflaschen für rund 20 Euro. Nur ein Original ist es eben nicht, auch wenn Laguiole auf dem Kellnermesser draufsteht.