Wir schwenken aufmerksam das Weinglas, beobachten kritisch die Farbe und die Kirchenfenster, tauchen unsere Nase tief in das Glas, schließen die Augen, inhalieren Aromen und assoziieren Terroir…
Ein typisches Wein-Ritual beim Verkosten – und letztlich auch Teil des Genusses.
Weinrituale und ihre Wirkung
Auf nicht wenige wirken solche Rituale wie die typischen Attitüden eines Weinsnobs. Dieses spezielle Öffnen des Korken, das auffällige Schwenken des Weins im Glas, das laute Schlürfen, ja selbst das Anstoßen und Toast aussprechen – all diese sich wiederholenden Gesten haben letztlich ihre individuelle Berechtigung: manchmal, weil sie eben zum Verkosten und Rezensieren eines Weins nötig sind; manchmal, weil einfach zum Trinken und Genießen dazu gehören.
Wie Forscher der Harvard Business School und der Carlson School of Management an der Universität von Minnesota herausgefunden haben, gibt es aber noch einen dritten, durchaus ernstzunehmenden Grund:
Rituale sorgen dafür, dass der Wein besser schmeckt.
Rituale aktivieren das Belohnungszentrum
Wissenschaftler um die Sozialpsychologin Kathleen Vohs fanden heraus, dass Probanden, die vor dem Verkosten und Konsumieren von Wein präzise und zuvor festgelegte Aktionen und Abläufe absolvierten, beispielsweise die Aromen von Schokolade leckerer fanden und dem Wein auch bessere Benotungen gaben sowie mehr dafür zu zahlen bereit waren.
Dasselbe funktionierte übrigens auch bei ganz profanen Karotten.
Bei anschließenden Experimenten zeigte sich zudem im Kernspintomographen, wie die ritualisierten Verhaltensmuster das Belohnungszentrum im Gehirn aktivierten – und das, obwohl es eigentlich alles andere als ein Genuss ist, im Kernspintomographen zu liegen.
Fazit: Schwenken Sie also weiterhin mit großer Verve Ihr Weinglas, atmen Sie dessen Geschichte, zelebrieren Sie den ersten Schluck… Der Wein kann dadurch nur besser werden!