Trollinger: Was Sie über den leichten Rotwein wissen sollten - WineAmigos

Trollinger: Was Sie über den leichten Rotwein wissen sollten

June 12, 2023Simon Linke

Nachdem die Trollinger-Rebe einst von den Römern an den Rhein und in die Pfalz gebracht wurde, ist sie heute die Grundlage einiger der exklusivsten deutschen Rotweine. Fast ausschließlich in Württemberg angebaut gehört der leichte, schlichte Rotwein inzwischen genauso zum Schwabenland wie Maultasch und Spätzle.

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Trollinger: Name und Herkunft

Der Namensursprung des Trollinger liegt in Südtirol. Die dort beheimatete Rotweinrebe "Vernatsch" ist eine der ältesten edlen Reben, die heute bekannt sind. Oft bezeichnen Winzer sie als "Tirolinger". Als solche wird sie unter der internationalen Weinkatalog-Nummer VIVC-Nr. 10823 hauptsächlich in Südtirol und Württemberg ausgebaut.

Auf dem Vormarsch der edlen und großen Rotweine geriet der Tirolinger bisher immer mehr in Vergessenheit. Als leichter und frischer Rotwein ist er im Schwabenland fast schon Kulturgut. Hier wird er häufig als "Blauer Trollinger" bezeichnet.

Einen noch viel weiter verbreiteten Ruf genießt dieselbe Rebe als "Black Hamburg". Weltweite Bekanntheit genießt sie heute vor allem als Tafeltraube.

Die Trollinger-Rebe

Besonders deutlich erkennt man Tirolinger an ihren dicken, stumpf und eng gezahnten, grasgrünen Blättern. Die jungen Blätter haben eine mittelgrüne Farbe und eine derbe Oberfläche.

Die Triebe sind leicht behaart. Sie wachsen nicht nur stark, sondern sind auch extrem ertragreich. Das führt bei gezieltem Anbau des Tirolinger zu der Notwendigkeit, diverse tragenden Triebe zurückzuschneiden.

Die Trauben selbst haben eine tiefschwarze Farbe. Das Beerenfleisch ist sanft und leicht grasig. Doch da die Beerenhaut sehr dünn ist, ist die Tirolinger stark krankheits- und witterungsanfällig.

Das erklärt auch, warum sie an Tafeltraube meist nicht über weite Strecken geliefert wird. Ein anstrengender Transport schadet den Trauben selbst und ihrem Geschmack. Daher werden sie häufig direkt am Anbauort als Tafeltraube vertrieben wird.

Die mittelspät reifenden Trauben sind saftig, erreichen ihre vollständige Reife allerdings nur in mittlerem Klima und in steilen Lagen. Idealen Boden und optimale klimatische Bedingungen bietet Trollinger Württemberg. Darüber hinaus hat Tirolinger eine verhältnismäßig lange Vegetationsperiode und verträgt überhaupt keinen Frost.

Anbau von Trollinger

Ursprünglich wurde der Tirolinger fast ausschließlich in Deutschland angebaut. Heute liegen seine Rebflächen in Baden, Sachsen und Württemberg. Nur langsam ist der Anbau der Tirolinger Rebe seit dem 18. Jahrhundert auch auf andere Länder übergeschwappt, sodass nun weltweit mehrere Anbauorte bekannt sind:

  • Chile
  • Deutschland
  • Frankreich
  • Großbritannien
  • Italien
  • Portugal

Ähnlich wie Scheurebe wird auch Tirolinger heute größtenteils in Deutschland angebaut. Die gesamte Rebfläche beträgt etwa 2.500 Hektar und liegt fast vollständig im Schwabenland.

Oft wird Tirolinger zur Erzeugung von Kreuzungen und Neuzüchtungen eingesetzt. Daraus entstanden bis heute etliche Rebsorten. Allerdings werden die meisten dieser nicht zum Keltern, sondern als Tafeltrauben angebaut. Denn besonders als solche sind sie weltweit äußerst beliebt.

Die bekanntesten Kreuzungen sind:

  • Black Hamburg
  • Blauer Trollinger
  • Edel Vernatsch
  • Frankenthaler
  • Languedoc
  • Muskat-Trollinger
  • Queen Victoria
  • Tirolinger
  • Uva meranese

Leider geht der Anbau von Tirolinger mit der Zeit immer weiter zurück. Der Trend bewegt sich stetig in Richtung großer und edler Tropfen. Auch Prädikatsweine werden immer beliebter. Der leichte Rote schmeckt im Verhältnis dazu eher schlicht und gerät daher immer mehr in den Hintergrund. Außerhalb Deutschlands ist Tirolinger Wein mancherorts gar nicht mehr bekannt.

Im Bezug auf den Weinbau in Deutschland hat sein Rücktritt einen weiteren Grund: Der Tirolinger verliert stets den Kampfs um bessere Anbaulagen. Hier gewinnt überwiegend der weiße Riesling, der heute Deutschland- und weltweit ein wesentlich höheres Ansehen genießt. Dagegen ist der Anbau von Tirolinger nur wenig vorteilhaft. Das führt dazu, dass Tirolinger heute weniger aus wirtschaftlichen Gründen, sondern überwiegend als traditionelles Kulturgut angebaut wird.

Ausbau von Trollinger

Größtenteils werden die blauschwarzen Beeren des Tirolinger zu Rotwein ausgebaut. Neben einer tiefen, rubinroten Farbe verfügt er über eine ziemlich hohe Säurekonzentration. Dieser verdankt er allerdings auch seinen frischen und fruchtigen Geschmack. Werden die Tirolinger Trauben bei der Kelterung direkt abgepresst, entsteht ein lachsfarbener Wein, der als "Weißherbst" bezeichnet wird.

Als Prädikatswein hingegen wird Tirolinger kaum ausgebaut. Denn der eigene Zuckergehalt seiner Maische reicht auch im besten Fall nicht aus, um ohne zusätzliche Auszuckerung auszukommen. Die aus ihm entstehenden Rotweine müssen oft mit Zucker angereichert oder mit anderen, wesentlich süßeren Rebsorten verschnitten werden.

Besonders häufig dient als Verschnittpartner des Trollinger Lemberger. Dabei fällt Tirolinger im Verhältnis oft nur sehr gering aus und dient meist dazu, den Lemberger aufzulockern.

Gelagert werden Tirolinger Weine üblicherweise nicht. Ihr junger Genuss bietet einen leichten, erfrischenden Rotwein. Bei einer etwas längeren Lagerungsdauer besteht allerdings die Gefahr, dass sich Zucker und Säure auf eine unangenehme Art und Weise absetzen.

Trollinger Geschmack

Aus Tirolinger gekelterte Weine vereinen oft die für sie typische Säure mit einer gewissen Restsüße. Eine Kombination, die sie besonders frisch und fruchtig schmecken lässt. Gleichzeitig ist Gourmands mit einem säureempfindlichen Magen allerdings von häufigem Genuss von Tirolinger Weinen abzuraten. Wen das nicht betrifft, erwartet ein kerniger, fast knackiger, frischer und harmonischer Genuss.

Oft tragen aus der Tirolinger Rebe gekelterte Rotweine feine und zarte blumige Aromen in sich. Begleitet wird dieser von einer dezenten Muskatnote und, je nach Ausbau, einer Wildkirschennote.

Diese Speisen passen zu Trollinger

Wie bereits erwähnt hat sich der Tirolinger an die Spitze der schwäbischen Weine gemausert. Kein Wunder, dass mit ihm zunächst schwäbische Küche assoziiert wird. Und tatsächlich schmeckt ein leichter Vernatsch vorzüglich zu Linsen, Spätzle und Maultaschen.

Liebhaber der leichten Tirolinger Weine genießen dazu gerne leichte oder etwas deftigere Speisen. Dazu gehört beispielsweise eine deftige bayerische Brotzeit, aber auch mildere Gerichte. Wird Käse serviert, so schmeckt hierzu vor allem leichter Hartkäse, neutraler Frischkäse oder milder Bergkäse.

Fleischgerichte zum Tirolinger sollten nicht zu schwere Kost sein. Hier empfiehlt sich Weißwurst, Leberkäse oder helles Fleisch wie etwa Geflügel. Etwas schwerer darf der traditionelle schwäbische Rostbraten ausfallen.

Exquisit schmeckt ein Tirolinger auch zu einem leichten Sommersalat, Spargel oder einem leichten Dessert aus gelben Früchten. Doch auch pur, ohne begleitende Speise, lässt man nicht nur im Schwabenland gerne mal den Tag mit einem "Viertele" ausklingen.

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